Der Vogelschnabel besteht aus nur einem Material: viele Schichten Horn. Hier zeigt die Natur, wie nur ein Werkstoff für unterschiedlichen Anforderungen immer wieder abgewandelt wird. Die Schnabelform entspricht den jeweiligen Ernährungsweise. Vögel haben sich fast jede Nahrungsquelle erschlossen, die sich ihnen bietet. Vogelschnäbel knacken Samen auf, meißeln Löcher in Holz, zerraspeln Kerne, fangen Fische, erhaschen Insekten, schneiden Pflanzenteile ab, öffnen größere Körper, durchsieben Schlick und filtern Kleingetier aus dem Wasser.
Im Lebensraum Wattenmeer befindet sich unterschiedliche Nahrung in reichlicher Menge, was Vogel davon abbekommt liegt nicht zuletzt an der Schnabelform. Mancher Schnabelform ist soweit auf die bevorzugte Nahrung eingestellt, daß man sie fast mit Spezialwerkzeugen vergleichen kann.
Der Schnabel einer Gans eignet sich hervorragend zum Abrupfen von Gräsern und anderen Pflanzenteilen. Eiderenten dagegen sammel bevorzugt Muschel auf, die vom flachen Schnabel zerquetscht werden. Aber auch ganze Muscheln schlingen sie herunter, im kräftigen Muskelmagen werden auch sie zerrieben. Mit seinem schmalen, vorne abgebogenen Schnabel sammelt der Eissturmvogel alles Genießbare von der Wasseroberfläche ab. Anders der Papageitaucher, der unter Wasser kleinen Fischen nachjagt, bis zu sieben Stück passen quer in seinen Schnabel und werden so zum Nest transportiert.